Mittwoch, November 26, 2025

Ausblick MedTech-Branche 2026

Darmstadt, 26. November 2025 – Kosten, Regulierung, geopolitische Risiken: Die Medizintechnik steht 2026 unter Druck. Zugleich zwingen Themen wie Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit die Hersteller zu schnellen Antworten. Der EMS-Dienstleister Plexus (https://www.plexus.com/de-de/) zeigt, wo die Branche 2026 besonders gefordert ist – und welche Trends Anlass zur Hoffnung geben.

#1 Status MedTech Deutschland
Die Medizintechnik in Deutschland hat ein schwieriges Jahr hinter sich gebracht. 2024 war geprägt von hohen Lagerbeständen aus der Zeit nach der Pandemie. Viele Kundenprojekte verzögerten sich, was die Auftragslage ins Stocken brachte. Trotzdem hellte sich die Stimmung der deutschen Medizintechnik im Jahresverlauf zunehmend auf. Laut Herbstumfrage des BVMed (https://www.bvmed.de/branche/lage/ergebnisse-der-bvmed-herbstumfrage-2025) erwartete die Branche für 2025 sogar einen moderaten Umsatzanstieg von rund 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Steigende Kosten und bürokratische Auflagen im Gesundheitswesen dämpfen aber weiter die Erwartungen an eine schnelle Rückkehr auf einen verlässlichen Wachstumspfad. Das wirkt sich auch auf die Investitionen am Standort Deutschland aus: 22 Prozent verringern ihre Investitionen, knapp ein Drittel (31 Prozent) richtet den Blick aufs Ausland und investiert stattdessen in die EU-Nachbarländer oder in die USA. Doch diese internationale Abhängigkeit ist angesichts der geopolitischen Unsicherheiten und Handelskonflikte durchaus mit Vorsicht zu genießen.

#2 Handelspolitik: MedTech zwischen Zöllen und Local-Content
Der internationale Handel belastet die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Medizintechnik zunehmend. Neue Importzölle und „Local Content“-Vorgaben – etwa in den USA, aber auch innerhalb der EMEA-Region – erschweren den Zugang zu wichtigen Märkten. Diese Entwicklung zwingt Hersteller, ihre Lieferketten und Produktionsstrategien grundlegend neu auszurichten. Re-Shoring und regionale Supply Chains sollen das geopolitische Risiko verringern.

In der Praxis ist ein solcher Greenfield-Ansatz jedoch hochriskant, zumindest was den Aufbau neuer Standorte und Fertigungskapazitäten angeht. Die Verlagerung der Produktion verschlingt enorme Managementzeit, Kapitalausgaben und Liquidität. Sie binden finanzielle und personelle Ressourcen, die eigentlich in Technologieentwicklung und Kundengewinnung fließen sollten. Zudem fehlt es an der Berechenbarkeit, wie es mit dem handelspolitischen Schlagabtausch weitergeht. Eine lokale US-Produktion in den USA beispielsweise ist laut einer Umfrage des Johner-Instituts mit dem BVMed f (https://www.bvmed.de/branche/neue-umfrage-ergebnisse-so-reagiert-die-medtech-branche-auf-das-us-zollchaos?)ür Medizintechnikhersteller keine primäre Option.

Stattdessen rückt Business Resilience in den Vordergrund. Unternehmen müssen ihre personellen und finanziellen Mittel flexibel freisetzen und neu allokieren, um Wachstumstreiber zu stärken. Ein zentraler Hebel ist das gezielte Outsourcing komplexer Aufgaben. EMS-Partner bieten hier eine dynamische, CAPEX-arme Alternative zum Aufbau eigener Kapazitäten. Sie ermöglichen es Herstellern, schneller neue Technologien und Produkte in den Markt zu bringen, Kundenbeziehungen auszubauen und gleichzeitig Risiken, Kosten und Verbindlichkeiten zu reduzieren.

#3 Wachstumsbremse Regulierung
Ein weiterer schwer kalkulierbarer Faktor in 2026 bleibt auch die Regulierungsagenda der EU. Rufe nach einer Revision der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR) gibt es seit Jahren. Zuletzt hatte das Europäische Parlament im Herbst 2024 die Kommission zu Vorschlägen gedrängt. Noch gelten die verlängerten Übergangsfristen, demnach Bestandsprodukte – je nach Risikoklasse – bis Ende 2027 oder 2028 im Markt bleiben dürfen. Compliance-Druck kommt auch von Seite der Chemikalienregulierung: Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat im Sommer 2025 ihren Vorschlag für ein umfassendes PFAS-Verbot aktualisiert. Eine Entscheidung der EU-Kommission wird 2026 erwartet.

Für die Branche steigt der Handlungsbedarf in zweifacher Hinsicht. Hersteller müssen sich auf aufwendige Zulassungs- und Berichtspflichten einstellen, während sie gleichzeitig Materialalternativen für PFAS prüfen und ihre Supply Chains anpassen. Die regulatorische Last gilt als zentrale Wachstumsbremse, nicht nur wegen steigender Kosten, sondern auch, weil hochqualifizierte Fachkräfte sich mit Zertifizierungs-Aufgaben beschäftigen. Besonders kleine und mittelständische Hersteller – die immerhin 93 % der deutschen MedTech Branche ausmachen – sehen ihre Innovationskraft gefährdet. Für sie rückt das Outsourcing bestimmter Aufgabenfelder weiter in den Fokus.

#4 Nachhaltigkeit: Eine Frage der Partnerwahl
Angesichts bürokratischer Lasten, volatiler Märkte und steigender Kosten wirkt das Thema Nachhaltigkeit mitunter in den Hintergrund gedrängt. An seiner Dringlichkeit hat sich jedoch nichts geändert. Die EU treibt die Regulierung konsequent voran. So hat die Kommission Mitte 2025 den Working Plan 2025-2030 zur Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) veröffentlicht. Der Arbeitsplan adressiert Maßnahmen wie Reparierbarkeit, Rezyklierbarkeit oder nachhaltige öffentliche Beschaffung, die sich indirekt auch auf MedTech-Komponenten auswirken könnten.

Bereits in Kraft ist die EU-Verpackungsverordnung (EU 2025/40). Ab August 2026 wird sie verbindlich und schreibt höhere Recyclingfähigkeit und geringere Materialanteile vor – ausdrücklich auch für Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika. Das Reduktionspotenzial ist laut Statistischem Bundesamt (https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Umwelt-Energie/Muell_und_Recycling.html) groß: Deutschland zählte 2023 mit rund 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll zu den Ländern mit dem höchsten Verpackungsaufkommen in der EU. Für MedTech ist der Spielraum allerdings begrenzt, da Verpackungen hier vor allem Sterilität, den Schutz sensibler Komponenten und Barrierefunktionen sicherstellen müssen.

Um Prioritäten zu setzen, brauchen Hersteller Transparenz über die größten Hebel. Lifecycle Assessment (LCA) bietet dafür den Rahmen: Analysen entlang des gesamten Produktlebenszyklus, von Rohmaterialien über Fertigung und Transport bis hin zu Nutzung und Entsorgung. Damit entsteht ein klares Bild, wo Nachhaltigkeitsinitiativen am wirksamsten ansetzen. In die Praxis führen spezialisierte Partner. Sie unterstützen beim eco-freundlichen Design, betreiben Fertigungsanlagen nach neuesten Umweltstandards oder übernehmen Aufgaben wie Abfalltransport und -entsorgung.

#5 KI-Potenzial nicht ausgeschöpft
Hersteller von Medizingeräten tun sich schwer mit der Integration von KI in ihre Produkte. Die Zurückhaltung hat Gründe: Strenge Regularien beim Datenschutz, komplexe Zertifizierungsauflagen und die Sorge, regulatorisch angreifbar zu sein, bremsen den Weg zu Next-Gen-KI-Produkten. Doch auch in den Produktionsprozessen, wo Hersteller von schnelleren Qualitätskontrollen, präziseren Vorhersagen in der Wartung und optimierter Materialplanung profitieren könnten, liegt die Branche im Vergleich zurück. Nach einer Umfrage von Propel Software (https://www.propelsoftware.com/news/survey-medical-device-industry-lags-in-adopting-ai)nutzen lediglich 24 % der Medizintechnikhersteller KI in der Produkt- und Fertigungsorganisation. In der Hightech-Industrie liegt die Quote bei 51 %. Drei Viertel der MedTech-Unternehmen verzichten damit auf Effizienzgewinne, die andere Branchen längst realisieren.

Ein Ausweg liegt in Partnerschaften. Fertigungsdienstleister mit KI-Erfahrung haben ihre Anlagen bereits „KI-ready“ gemacht und setzen datengetriebene Prozesse für mehr Effizienz und Flexibilität ein. Wer Fertigungsschritte gezielt auslagert, kann regulatorisches Risiko abfedern und zugleich von modernster Technologie profitieren – ohne die eigenen Ressourcen auf jahrelange Aufbauarbeit zu binden.

#6 Cybersicherheit: Schwachstelle vernetzte Geräte
Medizingeräte sind längst keine reine Hardware mehr. Als softwaregestützte und vernetzte Systeme sind sie Teil der IT-Infrastruktur – und damit ein Ziel immer raffinierterer Cyberangriffe. Laut dem Medical Device Cybersecurity Index 2025 (https://runsafesecurity.com/report/medical-device-index-2025/) haben bereits 22 % der Gesundheitsorganisationen Vorfälle erlebt, bei denen Geräte kompromittiert wurden. In 75 % dieser Fälle war die Patientenversorgung direkt betroffen.

Die EU reagiert mit strengeren Vorgaben, die ab 2026 in Kraft treten: NIS2, in Deutschland mit dem NIS2UmsuCG umgesetzt, bindet deutlich mehr Unternehmen ein und fordert umfassende Sicherheits- und Berichtspflichten. Parallel tritt der Cyber Resilience Act (CRA) in seine erste Phase: Ab September 2026 gelten europaweit Meldepflichten für Sicherheitsvorfälle bei digitalen Produkten. Für Hersteller bedeutet das, die Herausforderung, bestehende Geräte, ältere Software und komplexe Netzwerke sicher zu halten – ohne Innovationskraft und Qualität zu gefährden.

Ein Ausweg liegt in Partnerschaften. Fertigungs- und Serviceanbieter mit Security-Expertise haben KI-gestützte Prozesse und Audits bereits etabliert. Wer hier Aufgaben auslagert, kann regulatorisches Risiko reduzieren und Sicherheitsanforderungen schneller erfüllen – ohne eigene Infrastrukturen von Grund auf neu aufbauen zu müssen.

Über Plexus:
Plexus arbeitet seit 1979 gemeinsam mit Unternehmen an Lösungen und Produkten für eine bessere Welt. Mit einem klaren Fokus auf Höchstleistung und Qualität unterstützt der EMS-Experte seine Kunden dabei, hochkomplexe Produkte in anspruchsvollen, regulierten Umgebungen zu entwickeln, zu fertigen und zu betreuen. Die innovativen Lösungen von Plexus begleiten den gesamten Produktlebenszyklus und entstehen dort, wo modernste Technologie auf konkreten Nutzen für Menschen trifft – von lebensrettenden medizinischen Geräten und sicherheitskritischen Produkten für Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung bis hin zu Systemen der industriellen Automatisierung und Anlagen für die Halbleiterfertigung. Plexus entwickelt diese Lösungen in enger Zusammenarbeit mit marktführenden und disruptiven globalen Unternehmen aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt/Verteidigung, Gesundheitswesen/Lebenswissenschaften und Industrie. Dafür engagieren sich weltweit über 20.000 Mitarbeitende an 26 Standorten in den Regionen Amerika („AMER“), Asien-Pazifik („APAC“) sowie Europa, Naher Osten und Afrika („EMEA“). Weitere Informationen über Plexus finden Sie auf der Website unter www.plexus.com.

Firmenkontakt
Plexus
Lois Wright
Brand Manager EMEA
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Lucy Turpin Communications
Sabine Listl / Barbara Lösch
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Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.

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