Die Diskussion um die Zahnputztablette wird immer lauter, insbesondere in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz zunehmend in den Fokus der Verbraucher rücken. Die Idee scheint bestechend: Eine kleine, unscheinbare Tablette ersetzt die herkömmliche Zahnpasta und spart dabei Plastikmüll, Wasser und unnötige Inhaltsstoffe. Doch wenn das Konzept so überzeugend ist, warum fällt es den Verbrauchern so schwer, sich umzustellen? Trotz ihrer Vorteile bleibt die Zahnputztablette ein Nischenprodukt. Was hält die breite Masse davon ab, diese scheinbar perfekte Lösung zu nutzen?
Gewohnheiten sind schwer zu ändern
Einer der Hauptgründe, warum sich Verbraucher mit der Umstellung schwertun, ist die Macht der Gewohnheit. Das Zähneputzen mit herkömmlicher Zahnpasta ist tief in der alltäglichen Routine verankert. Schon von klein auf lernen wir, die Zahnpastatube zu drücken, die Zahnbürste zu befeuchten und die cremige Substanz im Mund zu verteilen. Dieser Prozess ist nicht nur vertraut, sondern gibt auch ein bestimmtes Mundgefühl, das viele als angenehm empfinden. Zahnputztabletten hingegen erfordern einen vollkommen neuen Ansatz: Sie müssen zerkaut werden, schäumen weniger und hinterlassen ein anderes Gefühl im Mund. Für viele ist dieser Schritt aus der Komfortzone ein Hindernis, das schwer zu überwinden ist.
Zahlen untermauern die Trägheit
Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2023 gaben 72 Prozent der Befragten an, dass sie sich auf das Gefühl und die Konsistenz von Zahnpasta verlassen und es als einen wichtigen Teil ihrer morgendlichen Routine betrachten. Nur 12 Prozent der Befragten hatten überhaupt Zahnputztabletten ausprobiert. Dies verdeutlicht, wie tief verankert das Zähneputzen mit herkömmlicher Zahnpasta in unserer Kultur ist.
Zahnpflege im Wandel: Vorbehalte der Verbraucher
Ein weiterer Aspekt, der die Verbreitung von Zahnputztabletten erschwert, ist die Skepsis gegenüber ihrer Wirksamkeit. Obwohl Zahnputztabletten oft die gleichen wesentlichen Inhaltsstoffe wie herkömmliche Zahnpasta enthalten, zweifeln viele Verbraucher an ihrer Effektivität – insbesondere im Hinblick auf den Schutz vor Karies. Der Fluorid-Anteil in Zahnputztabletten variiert, und viele Menschen sind unsicher, ob die Menge ausreicht, um ihre Zähne ausreichend zu schützen.
Die Unsicherheit wird durch Expertenmeinungen untermauert
Die Bundeszahnärztekammer betont, dass Fluorid ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Zahnpflege sein sollte, um Karies effektiv vorzubeugen. Obwohl einige Zahnputztabletten Fluorid enthalten, bleibt die Frage offen, ob sie die gleiche Schutzwirkung haben wie Zahnpasta. Experten wie Peter Gängler, emeritierter Professor für präventive Zahnmedizin, warnen jedoch davor, die Effizienz der Zahnputztabletten zu unterschätzen. “Die geringere Menge an Fluorid in den Tabletten wird oft als Nachteil gesehen, aber die tatsächliche Verfügbarkeit von Fluorid im Mundraum ist entscheidend und nicht die bloße Menge.” – sagt er der Berliner Morgenpost. Stiftung Warentest stellt fest, dass der Fluoridgehalt in einer Zahnputztablette mit etwa 0,3 Gramm deutlich geringer ist als bei herkömmlicher Zahnpasta, bei der ein Gramm pro Anwendung aufgetragen wird. Diese Unsicherheit verstärkt die Zurückhaltung der Verbraucher.
Der Preis spielt eine Rolle
Zahnputztabletten sind in der Regel teurer als herkömmliche Zahnpasta. Während eine Tube Zahnpasta in Deutschland im Durchschnitt zwischen 1,50 und 3,00 Euro kostet, liegt der Preis für eine Packung mit 62 Zahnputztabletten (ausreichend für einen Monat) bei der dm Eigenmarke bei EUR2,45. Die Packungsgrößen von verschiedenen Anbietern von Zahnputztabletten variieren, wie auch bei Zahnpastatuben. Beim Faktencheck vom Zahnpastaverbrauch wurde die Aussage getroffen, dass die meisten Menschen eine Tube Zahnpasta pro Monat verbrauchen. Dies basiert auf dem durchschnittlichen Nutzungsverhalten. Eine Zahnpastatube enthält etwa 75 ml, und die empfohlene Menge für eine Anwendung liegt bei etwa 1-2 cm (ca. 1-2 Gramm). Bei zweimal täglichem Zähneputzen entspricht dies etwa 120 Anwendungen pro Tube, was eine Tube für etwa 1-2 Monate ausreichend macht. In der Praxis verwenden viele Menschen jedoch mehr Zahnpasta als nötig, wodurch sich die Nutzungsdauer einer Tube tatsächlich auf etwa 60 Bürsten (30 Tage) verkürzen kann. Aber bei Zahnputztabletten ist der Verbrauch durch die Tablette vorgegeben. Weshalb der Vergleich zwischen Zahnpastatuben und Zahnputztabletten subjektiv bewertet werden kann.
Eine Studie der Verbraucherzentrale Hessen zeigt, dass 63 Prozent der Verbraucher in Deutschland der Meinung sind, dass nachhaltige Produkte zu teuer sind. Dies stellt ein wesentliches Hindernis dar, da der Preis oft als entscheidender Faktor bei der Wahl von Produkten betrachtet wird. Auch wenn Zahnputztabletten langfristig wirtschaftlicher sein könnten – zum Beispiel, weil sie vollständig aufgebraucht werden können – fällt es vielen schwer, den höheren Einstiegspreis zu akzeptieren.
Die Umweltfrage: Ein komplexes Bild
Zahnputztabletten punkten zweifellos in puncto Nachhaltigkeit, insbesondere in Bezug auf Verpackungsmüll. Herkömmliche Zahnpastatuben bestehen in der Regel aus nicht recycelbaren Kunststoffen, während Zahnputztabletten meist in Papierverpackungen oder wiederverwendbaren Glasbehältern verkauft werden. Nicht wegdiskutieren lassen sich, dass diese umweltfreundlichen Verpackungen jedoch auch ihre eigenen Herausforderungen haben. So erfordert die Herstellung von Glasverpackungen einen erheblich höheren Energieaufwand als Kunststoffverpackungen, und Papierverpackungen, die beschichtet sind, lassen sich ebenfalls nicht immer leicht recyceln. Aber dazu haben Unternehmen von Zahnputztabletten bereits Lösungen entwickelt, wie auch bei den passenden Zahnbürsten.
Fakten zur Umweltbelastung: Mikroplastikverbot – was bedeutet es für die Zahnpflege?
Mit dem Mikroplastikverbot der Europäischen Union, das seit Oktober 2023 in Kraft ist, werden Zahnpasta und viele weitere Produkte nachhaltig verändert. Bisher wurden Mikroplastikpartikel, vorwiegend sogenannte Mikroperlen, in Zahnpflegeprodukten als Schleifmittel eingesetzt, um die Zähne zu reinigen. Doch diese winzigen Kunststoffpartikel haben weltweit schwere Umweltschäden verursacht, von der Verschmutzung der Meere bis zum Nachweis von Mikroplastik in unserer Nahrung und sogar im Blut. Das Verbot trifft nicht nur die Kosmetik- und Reinigungsmittelindustrie, sondern zwingt auch Zahnpasta-Hersteller, auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen.
Laut dem Umweltbundesamt benötigen Plastikverpackungen bis zu 500 Jahre, um vollständig abgebaut zu werden. Dies ist ein gravierendes Problem, das durch die Verwendung von Zahnputztabletten erheblich reduziert werden könnte. Für die Verbraucher bedeutet das einen positiven Schritt in Richtung einer plastikfreien Zahnpflege. Eine Studie der Deutschen Umwelthilfe verdeutlicht, dass auch Glasverpackungen bei mehrfacher Wiederverwendung einen hohen Energieverbrauch verursachen. Der ökologische Fußabdruck der Zahnputztabletten hängt somit stark von der gewählten Verpackung und den individuellen Konsumgewohnheiten ab.
Eine schwierige Transformation – Faktencheck: Zahnbürsten- und Zahnpastaverbrauch in Deutschland
Die Aussage, dass Deutsche im Schnitt nur zwei Zahnbürsten pro Jahr verbrauchen, spiegelt eine kritische Unterversorgung wider. Zahnärzte empfehlen, die Zahnbürste alle drei Monate zu wechseln, was vier Zahnbürsten pro Jahr bedeuten würde. Die genannten Zahlen von 168 Millionen Zahnbürsten und 413 Millionen Zahnpastatuben pro Jahr verdeutlichen die enorme Menge an Plastik, die dabei im Spiel ist. Zwar gibt es nachhaltige Alternativen wie plastikfreie Zahnbürsten und Zahnpasta in fester Form, doch der Großteil landet immer noch im Müll – und oft sogar im Meer.
Absurd, dass der durchschnittliche Verbrauch von Zahnbürsten deutlich zu gering im Vergleich zur Empfehlung ist, und der Plastikmüll somit ein noch größeres Problem werden wird, obwohl nachhaltige Alternativen lösungsorientiert greifbar sind: Beispiel nachhaltige Bambus-Zahnbürsten. Bambus ist durch seine antibakteriellen und geruchsresistenten Eigenschaften perfekt für die Mundpflege geeignet. Zudem ist Bambus eine der weltweit am schnellsten wachsenden Pflanzen und biologisch abbaubar. Riesenbambus beispielsweise wächst innerhalb von ein paar Monaten bis zu 20 Meter hoch. Außerdem ist das Material sehr widerstandsfähig und kommt ohne Pestizide oder Düngemittel aus.
Zahnputztabletten bieten eine nachhaltige, innovative Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta, die Umweltvorteile mit sich bringt und für viele Menschen mit empfindlichen Schleimhäuten oder Allergien eine gute Wahl sein kann. Dennoch bleibt die Umstellung für viele Verbraucher eine Herausforderung. Gewohnheiten, Skepsis gegenüber der Wirksamkeit und des Preises tragen dazu bei, dass Zahnputztabletten nach wie vor nur von einer kleinen, umweltbewussten Nische genutzt werden.
Für diejenigen, die bereit sind, ihre Gewohnheiten zu ändern und einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, sind Zahnputztabletten ein Schritt in die richtige Richtung. Doch solange die Skepsis anhält, wird der Massenmarkt bisher nicht erobert werden können.
Autor: Axel Kaiser, Gründer und CEO Denttabs innovative Zahnpflegegesellschaft mbH
Die Denttabs innovative Zahnpflegegesellschaft mbH wurde 2009 gegründet und hat ihren Sitz im Berliner Stadtteil Wedding. Mit einem kleinen, dynamischen Team von etwa 15 Mitarbeitenden entwickelt und produziert das Unternehmen nachhaltige Zahnpflegeprodukte, insbesondere die innovativen Zahnputztabletten. Die Denttabs Zahnputztabletten bestehen zu 70 Prozent aus nachwachsender Zellulose, die sanft polierend auf die Zahnoberflächen wirkt. Axel Kaiser, Gründer und CEO: “Wir wollen die Ressourcen, die wir haben – unsere Erfahrung, unser Wissen, unsere Leidenschaft -, nutzen und dich morgens und abends daran erinnern, wie du bereits mit einer kleinen Tablette einen großen Unterschied machen kannst: für deine Zähne und für unsere Umwelt!”
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